
Man schlüpft dieses Mal in die Rolle des Psychopathen Lynch. Doch scheinbar hat Lynch seine psychische Krankheit in den Griff bekommen, denn wo man im Koop-Modus des ersten Teils noch einen Einblick in Lynchs paranoide Psyche bekam, ist die Krankheit im zweiten Teil so gut wie abwesend. Zwar murmelt Lynch nach dem Tod seiner Freundin Xiu verwirrt vor sich hin, aber Ausfälle wie in der Bank-Mission hat der Mann mit der Halbglatze, der jetzt Sonnenbrille trägt, keine mehr. Nach dem erfolglosen Versuch zusammen mit Xiu ein normales Leben zu führen, ist Lynch nach ihrer Ermordung getrieben von Rache. Kane hingegen möchte zu seiner Tochter zurückkehren. Doch vor moralisch fragwürdigen Entscheidungen stehen beide nicht. Zwar nimmt man wieder ein Mal unfreiwillig Unschuldige ins Visier, doch große Menschenmassen wie im ersten Teil, die noch für einige Gewissensbisse sorgten, gibt es nicht. Das Gameplay ist an manchen Stellen so rasant und zielorientiert, dass es nur noch selten zu Zivilverlusten kommt. Auch wird die Loyalität von Kane nicht auf die Probe gestellt.
Das Gameplay ist sehr monoton. Raum betreten, Deckung suchen, schießen, vorrücken, Deckung suchen, schießen. Diese Prozedur wiederholt sich wahlweise auf den Straßen und Dächern Shanghai's, in Hochhäusern und anderen, ausreichend Deckung bietenden Räumen. Die einzige Abwechslung bieten kurze Passagen, in denen Lynch, selbst fast zu Tode gequält, seinen Freund retten muss, bevor dieser getötet wird und ein kurzweiliger Flug im Hubschrauber, bei dem man zwei feindliche Hubschrauber mit Krawall vom Himmel holen darf. Die Schauplätze sind allesamt sehr detail verliebt gestaltet und wiederholen sich kaum. Begeistert haben mich die vom Licht der Leuchtreklamen gefluteten, schmutzigen Straßen Shanghai's sowie das Hochhaus, durch das man sich kämpfen muss, nach dem man es vorher aus dem Hubschrauber heraus zerlegt hat und ein anderer Hubschrauber darin „notlanden“ musste. Durch die kaputten, riesigen Fensterfronten bläst rauer Wind und die blutroten, zerrissenen Vorhänge schweben weit in den Raum hinein. Ein Augenschmaus.
Kane and Lynch arbeiten zu zweit. Es gibt keine Teamanweisungen, keine Versorgung der Teammitglieder mit Adrenalin. Zum Glück. Denn dieser misslungene Versuch, so etwas wie Taktik in das Spiel zu bringen, hat den Spielfluss gestört und konnte auch im ersten Teil nicht darüber hinwegtäuschen, woraus das Gameplay bei Kane & Lynch vorrangig besteht: ducken und schießen. Anstatt auf irgendeinen, begriffsstutzigen NPC zu warten, liegt man, wenn man angeschossen wurde, am Boden. So kann man in Deckung kriechen, um sich zu erholen oder einfach weiter schießen. Das ist meiner Meinung nach sehr gelungen umgesetzt und macht die Shootouts noch authentischer. Auch das Deckung-Suchen funktioniert besser als beim Vorgänger, obwohl man gelegentlich immer noch an Ecken und Kanten hängen bleibt und sich plötzlich ungewollt direkt in der Schusslinie der Gegner befindet. Die kurzen Background-Schnipsel während der Zeit, in der man am Boden liegt, gibt es nicht mehr. Dafür halten einen Telefonate der Protagonisten in den Ladepausen bei Laune.
Den hellen, cleanen Schauplätzen im Breitbildformat sind verwackelte, unscharfe Bilder, wie mit einer Handkamera gefilmt, gewichen. Blutspritzer auf der "Linse" und verpixelte Leichen verstärken den YouTube-Look. Zum Schluss hingegen, wenn man in die Rolle von Kane schlüpft, beschleicht einen ein bekanntes Gefühl. Wenn die Settings und Anspielungen auf den Film Heat nicht zufällig gewählt sind, so müsste Kane & Lynch 2 eigentlich den Abschluss der Reise der beiden Protagonisten bedeuten. Nach der Befreiung der beiden Todgeweihten am Anfang des ersten Teils endet deren Flucht in der Nähe eines Flughafens. Es könnte früh am morgen sein, die Flugzeuge fliegen direkt über unsere Köpfen hinweg, sodass man zeitweise den Krach aus den Mündungen der Waffen nicht mehr hört. Dieser Auftakt scheint perfekt an das Ende von Heat anzuknöpfen. Der Film endet nämlich am Flughafen in den frühen Morgenstunden. In der letzten Mission des zweiten Teils ist man wieder am Flughafen auf der Suche nach einer bereitstehenden Maschine. Es ist Nacht und die Ähnlichkeit zu dem Ende von Heat ist dieses Mal mehr als spürbar. Ich muss gestehen, dass ich Gänsehaut hatte.
Kommen wir zum Ende. Ja, das Ende. Das war schon ein großes Thema im ersten Teil. Zu kurz, zu plötzlich, zu unbefriedigend. In allen drei Punkten konnten sich die Macher erfolgreich steigern. Sehr zu meinem Bedauern, da der Singleplayer nach ca. vier Stunden zu Ende ist und einen auch nicht mit dem melancholisch-unguten Gefühl des Versagens entlässt, wie es die beiden möglichen Enden des ersten Teils taten. Das Spiel hört - einfach - auf. So wie diese Review hier.
Bilder: kaneandlynch.com
Kane and Lynch arbeiten zu zweit. Es gibt keine Teamanweisungen, keine Versorgung der Teammitglieder mit Adrenalin. Zum Glück. Denn dieser misslungene Versuch, so etwas wie Taktik in das Spiel zu bringen, hat den Spielfluss gestört und konnte auch im ersten Teil nicht darüber hinwegtäuschen, woraus das Gameplay bei Kane & Lynch vorrangig besteht: ducken und schießen. Anstatt auf irgendeinen, begriffsstutzigen NPC zu warten, liegt man, wenn man angeschossen wurde, am Boden. So kann man in Deckung kriechen, um sich zu erholen oder einfach weiter schießen. Das ist meiner Meinung nach sehr gelungen umgesetzt und macht die Shootouts noch authentischer. Auch das Deckung-Suchen funktioniert besser als beim Vorgänger, obwohl man gelegentlich immer noch an Ecken und Kanten hängen bleibt und sich plötzlich ungewollt direkt in der Schusslinie der Gegner befindet. Die kurzen Background-Schnipsel während der Zeit, in der man am Boden liegt, gibt es nicht mehr. Dafür halten einen Telefonate der Protagonisten in den Ladepausen bei Laune.
Den hellen, cleanen Schauplätzen im Breitbildformat sind verwackelte, unscharfe Bilder, wie mit einer Handkamera gefilmt, gewichen. Blutspritzer auf der "Linse" und verpixelte Leichen verstärken den YouTube-Look. Zum Schluss hingegen, wenn man in die Rolle von Kane schlüpft, beschleicht einen ein bekanntes Gefühl. Wenn die Settings und Anspielungen auf den Film Heat nicht zufällig gewählt sind, so müsste Kane & Lynch 2 eigentlich den Abschluss der Reise der beiden Protagonisten bedeuten. Nach der Befreiung der beiden Todgeweihten am Anfang des ersten Teils endet deren Flucht in der Nähe eines Flughafens. Es könnte früh am morgen sein, die Flugzeuge fliegen direkt über unsere Köpfen hinweg, sodass man zeitweise den Krach aus den Mündungen der Waffen nicht mehr hört. Dieser Auftakt scheint perfekt an das Ende von Heat anzuknöpfen. Der Film endet nämlich am Flughafen in den frühen Morgenstunden. In der letzten Mission des zweiten Teils ist man wieder am Flughafen auf der Suche nach einer bereitstehenden Maschine. Es ist Nacht und die Ähnlichkeit zu dem Ende von Heat ist dieses Mal mehr als spürbar. Ich muss gestehen, dass ich Gänsehaut hatte.
Kommen wir zum Ende. Ja, das Ende. Das war schon ein großes Thema im ersten Teil. Zu kurz, zu plötzlich, zu unbefriedigend. In allen drei Punkten konnten sich die Macher erfolgreich steigern. Sehr zu meinem Bedauern, da der Singleplayer nach ca. vier Stunden zu Ende ist und einen auch nicht mit dem melancholisch-unguten Gefühl des Versagens entlässt, wie es die beiden möglichen Enden des ersten Teils taten. Das Spiel hört - einfach - auf. So wie diese Review hier.
Bilder: kaneandlynch.com
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