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Mittwoch, 25. August 2010

"Hhhrrraallo, Artjom!" - das Akzent-Paradoxon


Metro 2033

Ich spiele Artjom, den Bewohner einer in den Schächten der russischen Metro erbauten Kolonie. Artjom sammelt gerne Ansichtskarten. Nach einer nicht näher bekannten Katastrophe von apokalyptischen Ausmaß ist das Leben an der Erdoberfläche auf Grund der vergifteten Atmosphäre unmöglich. Zwar führt man innerhalb der Station ein recht behütetes Leben - auf dem Markt reden die Menschen durcheinander, Männer erzählen sich Geschichten oder hören jazz-Musik - doch bereits nach einem kurzen Ausflug in die verlassenen Tunnel der Metro spürt man um sich herum die Gefahr, die überall lauert. Denn die Sicherheit des U-Bahn-Systems trügt. Blutrünstige Kreaturen und Mutanten treiben in den Schächten, aber auch an der Oberfläche, die nur mit Gasmaske betreten werden kann, ihr Unwesen. Zudem ist der Mensch auch nach einer solchen Katastrophe immer noch nicht sein bester Freund.
Hinter dem grünen, undurchsichtigen Dunst, der durch die Tunnel schwebt, erwartet einen entweder eine freundlich gesinnte Patrouille oder aber ein schwarz glänzender Schwarm Höllenhunde. Metro 2033 ist sehr atmosphärisch. Das Design ist durch und durch gelungen, auch wenn die Figuren oft wie aufdrehbare Puppen wirken. Das Gameplay hält wenig Überraschungen bereit, es ist solide, aber gut. Ein wenig wie eine gute Schrotflinte.
Das postapokalyptisches Russland ist ein wirklich interessantes Setting. Zerstörte Häuser, rauhe Männer, die Gitarre spielen, viel Wodka,... das einfache Leben einfacher Menschen. Vielleicht mögen wir dieses Setting so sehr, weil sich unsere Vorurteile diesem Land gegenüber mit eben diesen Dingen, die wir in Spielen wie Metro 2033 und STALKER zu sehen bekommen, decken? Hinzu kommt noch ein interessantes, "linguistisches" Paradoxon, das in vielen Videospielen vorkommt. Spielen wir eine Figur, die amerikanischer/englischer Herkunft ist und wird dieses Spiel dann ins Deutsche übersetzt, so wird die englische Sprache einfach ins Deutsche übertragen. Ist unsere Figur jedoch anderer Herkunft und von anderen Figuren der selben Herkunft umgeben, so wird diese Figur mit dem entsprechenden Akzent ausgestattet. Paradox ist für mich also warum NPCs in Metro 2033 mit russischem Akzent zu mir sprechen, obwohl wir uns in Russland befinden und meine Figur ebenfalls ein Russe ist. Noch kurioser ist die Tatsache, dass ich beim Erkunden der unterirdischen Kolonien immer wieder auf singende Menschen treffe, die ich nicht verstehe, da sie - genau - russisch sprechen. Wann werden wir endlich dieses westliche Dominanzgehabe ablegen und uns ohne Sprachbarrieren in die Welt eines Russen, Italiener oder Spanier einfühlen können, ohne ständig an unsere virtuelle Herkunft durch schlecht imitierten Akzent erinnert zu werden?

Bis jetzt ist Metro 2033 - trotz meines allgemeinen Protests gegen die Synchronisation - ein schön-schauriges Abenteuer in einem ein wenig klischeehaften aber doch überzeugendem Setting. Die wenig einfallsreichen "Monster" kann man getrost übersehen, schöpft das Spiel seinen Schrecken doch vor allem aus den mit  Liebe designten, mehr schlecht als recht beleuchteten Gängen, Tunnel und Höhlen. Morgen, wenn es wieder hell wird, spiele ich weiter...


Bild: metro2033game.com

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